Raimund Girke

Raimund Girke ist einer der maßgeblichen Wegbereiter der analytischen Malerei. Er nahm an der Dokumenta VI in Kassel 1977 teil und ist durch seine Auseinandersetzung mit der Farbe Weiß bekannt geworden.

 

Ende der 1950er Jahre zählte Girke zu der Generation junger europäischer Künstler, die den Subjektivismus des abstrakten Realismus überwanden und nach neuen objektiven, reduktiven Ausdrucksmöglichkeiten suchte. Er sparte die traditionelle Komposition aus und konzentrierte sich darauf, die Farbe anhand einer Zeilenstruktur zu ordnen, sogar damit auf die Leinwand zu schreiben. Dieses malerische Merkmal ist auch in vielen seiner Titel formuliert. Gleichzeitig reduzierte Girke die Farben seiner Bilder auf ein von Blau- und Brauntönen begleitetes Weiß. Diese gestalterischen Merkmale waren für seine Bilder stets charakteristisch.

 

In Raimund Girkes Bildern ist das Weiß nicht statisch, sondern in ständiger Bewegung und Veränderung. Weiß ist so flüchtig wie schön. Weiß ist die Leere, das Nichtmaterielle, die Ruhe. Es ist Thema und Sinn von Girkes Bildern. Seine monochromatische Palette bedeutet keineswegs Beschränkung, sondern eröffnet eine eigene Welt, die sich sondieren und erweitern lässt. In diesem endlosen, komplexen und nuanciertem Universum sucht er nach klassischer Ordnung. Durch die Auseinandersetzung mit Weiß als Farbe und nicht als Konzept greift er die Tradition der „Tafelmalerei“ auf, der Malerei der klassischen Antike und der Renaissance, in der Ordnung, Farbe und Licht im Mittelpunkt standen.

Biographie

28. Oktober 1930

geboren in Heinzendorf/Niederschlesien


1951-1952

Studium an der Werkkunstschule Hannover


1952-1956

Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf


1966-1971

Dozent an der Werkkunstschule Hannover


1971-96

Professur für Freie Malerei an der Hochschule der Künste Berlin


12. Juni 2002

gestorben in Köln      

Auszeichnungen

1959 Preis der Stadt Wolfsburg für Malerei

1962 Kunstpreis der Jugend, Stuttgart

1995 Lovis-Corinth-Preis

2002 Niedersächsischer Kunstpreis 

© Martin Müller
© Martin Müller